Christian Heilmann

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Mein Vortrag am A-Tag 2009 in Wien: Alles aendert sich, warum nicht wir?

Friday, October 16th, 2009


Ich bin gerade in Wien, beim A-Tag 2009 – interaktiv barrierefrei einer accessibilty Konferenz. Heute nachmittag werde ich den folgenden Vortrag zum Thema halten:

Audio Aufnahme

Die Audio Aufnahme des Vortrags liegt bei Archive.org: Panta Rhei – alles aendert sich, warum nicht wir – MP3 - 35MB (andere Formate)

Panta Rhei – das Netz aendert sich, warum nicht wir?

Hallo erstmal, ich bin der Christian und hier um nochmal darueber zu meckern das Barrierefreiheit den anderen Techniken in unserem Markt hinterher hinkt. Mein Hauptproblem ist das die Barrierefreiheit Welt sich wenig dafuer interessiert was in ein paar Jahren interessant wird und statt dessen alte Probleme diskutiert. Dadurch verpassen wir den Anschluss und koennen uns nicht dem Interesse des Marktes an neuen Produkten anschliessen.

Innovation

Apple ist wohl eine der Hauptfirmen die derzeit im Computer Bereich mit dem Begriff Innovation zusammen genannt wird. Und das hat Sinn, da Aepfel schon immer Menschen inspiriert haben.

Masse, Bewegung und Kraft

Sir Isaac Newton bemerkte als Erster das Kraft dadurch entsteht das eine Masse eine bestimmte Beschleunigung erfaehrt. Leonard Euler definierte das dann spaeter als eine einfachere Gleichung. In anderen Worten (definiert von den Fantastischen Vier): In der Bewegung liegt die Kraft.

Wir sind zwar Masse, aber keine Kraft. Das Problem ist das wir nicht in eine Richtung gehen. Mehrere beschleunigte Massen die sich nicht in eine Richtung bewegen resultieren in Kraeften die sich gegenseitig aufheben oder stoeren.

Barrierefreiheit ist ein internationales Problem

Das hat politische und gesetzliche Gründe. Und sprachliche/nationale Gründe. Barrierefreiheit per Definition überschreitet Grenzen. Barrierefreiheit ist genauso wie Umweltverschmutzung ein weltweites Thema und kann nicht in einzelnen Laendern unterschiedlich behandelt werden. Fast jeder kann Englisch lernen. Innovation im Web passiert auf Englisch. Das ist einfach so und es ist nicht schwer diese Sprache zu lernen. Der Grund ist nicht sich auf Amerika zu konzentrieren sondern eine weltweite Kommunikation zu ermoeglichen.

Dichtung und Wahrheit.

Es gibt viele Mythen, die Barrierefreiheit zurueckhalten:

  • Alles ist schwer und kaputt.
  • Die Web Technologien sind nicht auf Barrierefreiheit ausgelegt.
  • Barrierefreie Angebote sind weniger schoen als “normale” Webseiten.

Genug gemeckert

Es wird Zeit das wir aufhoeren uns nur zu beschweren und anstatt dessen uns darauf zu konzentrieren zusammen mit Entwicklern, Designern und den Architekten des Internets barrierefreie Produkte zu erstellen.

Es geht auch anders.

Das ist der Wechselkurs Rechner von Yahoo. Ein Produkt das vollkommen interaktiv, dynamisch erstellt und barrierefrei ist. Ich kann ohne die Seite neu zu laden zwischen verschiedenen Waehrungen wechseln. Wenn kein JavaScript vorhanden ist, laedt die Seite neu. Ich kann den Rechner mit der Tastatur bedienen und Screenreader sind auch unterstuetzt.

Das ist Facebook innerhalb der neuen Yahoo homepage. Mittels cleverer Tastaturunterstuetzung und ARIA ist jetzt endlich Facebook fuer Blinde zugaenglich. Was wir hier gelernt haben ist nun auch in der YUI Bibliothek enthalten und kann von jedem verwendet werden. Moeglich war es Facebook zugaenglich zu machen weil die Daten von Facebook mittels einer API im web zugaenglich sind.

Das Web ist nicht die Seite, das Web ist nicht der Code, das Web besteht aus leckeren Daten!

Diese Daten zu verwenden und Produkte zu erstellen die sie barrierefrei darstellen braucht gute Entwickler, die technisch talentiert sind aber auch und hauptsaechlich eine Leidenschaft fuer Barrierefreiheit besitzen. Denn Leidenschaft + Talent = Barrierefreiheit. Leidenschaft entsteht durch Interesse und positive Erfahrungen.

Mythos SmartPhone

Das iPhone und andere “Smart Phones” sind derzeit wohl das genialste was man als Entwickler haben und als Platform verwenden kann. Wahnsinnig viel Geld wird fuer kleine Programme ausgegeben und generell uebernimmt das Handy alle Aufgaben die wir vorher per Hand gemacht haben. Problem ist natuerlich das ein Touch Interface ganz ganz uebel fuer Barrierefreiheit ist. Richtig?

Falsch. Das iPhone ist beispielsweise zugaenglich fuer Blinde, wie Marco Zehe auf seinem Blog erklaert hat. Der Grund ist das das iPhone wie auch Mac OSX von vorneherein mit einem Screenreader ausgestattet ist.

  • Das ist SoundAmp, ein Programm fuer das iPhone das Klang aufnimmt, verstaerkt und ueber den Kopfhoerer ausgibt. Sozusagen ein sehr einfaches Hoergeraet. Klar ist das keine “richtige” Hilfe, aber es zeigt das Entwickler interesse haben, Barrieren mittels von Technologie zu umgehen.
  • iSign ist ein Schulungsprogramm fuer Amerikanische Gebaerdensprache.
  • Senyala ist ein Experiment, das Touch Interface des iPhones als Eingabekanal zu verwenden um einfache Gesten in vordefinierte Saetze umzuwandeln. Das kann Menschen helfen ueber einfache Gesten in mehreren Sprachen zu kommunizieren. ist ein Experiment, das Touch Interface des iPhones als Eingabekanal zu verwenden um einfache Gesten in vordefinierte Saetze umzuwandeln. Das kann Menschen helfen ueber einfache Gesten in mehreren Sprachen zu kommunizieren (Video von Senyala auf YouTube
    und Audio interview mit den Entwicklern auf archive.org).
  • Nokia entwickelte einen Braille Leser fuer das Touch Interface. Natuerlich ist das zu langsam und schwer als Ausgabe, aber es zeigt das Interesse besteht und wir sollten mit Fachwissen zur Seite stehen.
  • Top Trumps, die Quartett Karten kommen jetzt mit Barcodes auf der Rueckseite die es Kindern erlauben 3D Bilder der Karten mittels einer Webcam zu sehen (Video der Top Trumps barcodes auf YouTube). Weiterhin kann man ueber das Netz miteinander spielen. Diese Technologie koennte auch fuer Kommunikation mittels vordefinierter Karten verwendet werden.
  • Augmented Reality ist eine sehr geniale Technologie. Ueber das live Kamerabild eines Smartphones werden Daten ueberlagert. Zum Beispiel erkennt das Handy, wo man sich befindet und zeigt einem die Ubahn Stationen in der Umgebung, welche Linien unterstuetzt sind und wie weit in welche Richtung man gehen muss (Video der Bahnapplikation auf YouTube und Video einer Immobilienapplikation auf YouTube).

Das gabs alles schon einmal. Witzigerweise gab es das schon vorher in der Barrierefreiheit-Welt. Humanware in Kanada hat ein Produkt erstellt das per GPS es Blinden ermoeglicht sich in der Stadt umzusehen (Video des HumanWare Maestro auf YouTube). Als Sehender weiss ich nicht immer was der Name der Strasse ist und welche kommen werden, dieses Produkt hat diese Information.

Der Spass Faktor

Menschen wollen Spass. Menschen aendern ihre Vorgehensweise am Besten wenn sie Spass daran haben etwas neues auszuprobieren. Dieses Video zeigt ein Experiment in Schweden. In einer Ubahn Station wurde die Treppe neben der Rolltreppe als ein grosses Piano umgebaut. Verschiedene Stufen machten verschiedene Toene und 60% mehr Pendler verwendeten die Treppe anstatt der Rolltreppe.

Hilfe und Sicherheit

Menschen sind hilfreich. Tweenbots war ein Experiment bei dem ein kleiner Roboter mit einem lachenden Gesicht und einer Fahne mit der Bitte “Bring mich zum Suedlichen Ende” in einem Park ausgesetzt wurde. Der Roboter fuhr mit einer vordefinierten Geschwindigkeit in eine Richtung und das Video zeigt wie Menschen dem Roboter halfen wenn er stecken blieb.

Gemuetlichkeit, wo man sich wohl fuehlt. Es ist sehr wichtig das man Menschen ein Gefuehl der Sicherheit gibt. Wenn wir uns wohl fuehlen koennen wir lernen.

Reichweite. Daher ist es eine sehr gute Idee digitale Inhalte anstatt auf einem Computer auf einem bekannten Kanal darzustellen – dem Fernseher.

Positivbeispiel: Nintendo Wii

Nintendo kapierte das am Besten. Mit der Wii gelang es dieser Firma den Markt vollkommen aufzurollen und es Menschen zu ermoeglichen Computerspiele zu spielen indem sie natuerliche Bewegungen vollziehen.

Dieses Video zeigt verschiedene aeltere Menschen die ohne irgendwelche Erklaerungen anfangen mit der Wii zu spielen.

Diese Photos zeigen den Effekt den das Spielen mit der Wii auf Menschen in amerikanischen Altersheimen hat. Spass, Freude, Konzentration und Leidenschaft. Wenn unsere Produkte nur einen Bruchteil dieser Leidenschaft bringen, dann haben wir gewonnen. Es geht so weit das die Wii jetzt anstatt von teueren Spezialgeraeten in einer REHA Klinik verwendet wird. Das YouTube Interface fuer die Wii sieht so aus, ist einfach zu bedienen und unterstuetzt die Tastatur!

Lehrer brauchen Geduld

Was wir brauchen ist mehr Geduld mit den Entwicklern und Designern.

Schulung braucht Geduld. Das ist ein Video das zeigt wie Anne Sullivan der gehoerlosen und blinden Helen Keller sprechen beigebracht hat. Die Technik war es Helen zu erlauben Annes Lippen, Nase und Hals zu ertasten und dann die Muskelaenderungen nachzuahmen. Es ist ein wunderschoenes Beispiel das zeigt das ein Lehrer aus seiner eigenen Komfortzone herausgehen muss um Spitzenresultate zu erzielen.

Integration

Ein schoenes Beispiel fuer Integration sind diese Videos. Auf einem Death Metal Konzert ist ein Rollstuhlfahrer der als grosser Fan der Band mit seinem Elektrorollstuhl Kreise dreht. Die anderen Fans nehmen ihn auf ihre Schultern und heben ihn auf die Buehne um das letzte Lied neben der Band zu erleben. Wenn es Metal fans schaffen Rollis als einen von Ihnen anzuerkennen dann ist es verdammt schade das Stadtverwaltungen das nicht schaffen.

Barrierefreiheit darf kein Zwang sein. Wir koennen Barrierefreiheit nicht von der Kanzel herab der Welt aufzwingen. Das fuehrt nur zu theoretischen und religioesen Debatten.

Zurueck zum Mensch

Barrierefreiheit muss unter die Haut gehen. Anstatt dessen muessen wir uns darauf konzentrieren Barrierefreiheit als Leidenschaft fuer Kommunikation und Menschen eine Freude zu bereiten zu verkaufen. Dieses Foto zeigt eine Frau die sich Implantate in den Arm eingefuehrt hat die zusammen einen Braille Satz ergeben. Andere Menschen taetowieren den Namen ihrer Geliebten auf den Arm. Das hier geht weiter und bringt das Gefuehl als Ersatz fuer das Bildnis.

Es ist also Zeit nicht die Schuld zu suchen, sondern zu inspirieren, Gutes zu tun.

Danke

Christian Heilmann
http://wait-till-i.com
http://developer-evangelism.com
http://twitter.com/codepo8>

Barrierefreiheit im Netz der Daten – mein Vortrag zur Best of Accessibility 2009

Friday, September 25th, 2009

Gestern war ich in Duesseldorf um bei der diesjaehrigen Best of Accessibility in meinem Vortrag “Barrierefreiheit im Netz der Daten” ein paar der Mythen ueber das Thema zu verwerfen und hoffentlich den Teilnehmern der Konferenz ein paar Ideen zu geben.

Da mein Leben derzeit hauptsaechlich aus Reisen besteht kam ich direkt von Flughafen zu meinem Vortrag und verpasste leider den Grossteil der Konferenz. Allerdings kam ich noch rechtzeitig fuer einen Kaffee und ein Stueck Kuchen vor meinem Vortrag nachdem ich den Organisatoren dann doch fuer einige Zeit zum Schwitzen brachte. Sorry.

Als kleine Wiedergutmachung gibt es hiermit einen gar seltenen deutschen Blogpost und sowohl den Vortrag als PDF und aus Audioaufnahme. Ich kauderwelschte gar gewaltig, aber das passiert eben wenn man zu lange im Ausland lebt.

Oder eben als embed auf SlideShare:

Ich hoffe das die Teilnehmer der Konferenz etwas fuer ihr Geld geboten bekamen und am naechsten Tag ihrem Chef etwas Neues beibringen konnten. Fuer Fragen und Anregungen bin ich fast immer auf Twitter unter @codepo8 zu erreichen.

Liberated Accessibility at A-Tag in Vienna

Sunday, November 23rd, 2008

I’m just looking out of the window at the snow on my balcony (in London! ZOMG!) and try to wrap up my quick trip to Vienna to attend the A-Tag conference which was an accessibility event sponsored by both Austrian government organizations and commercial partners.

me presenting and having live sign language translation
Photo by Markus Ladstaetter

The motto of the conference was “The Future is now” and thus the main sponsor was the organization in the Austrian government dealing with youth matters. This is a great idea as it meant that first of all the accessibility argument is taken outside of the disability camp but into the area that we have to deal with much more – the youth of today and its education but it also meant that people are more likely to listen to a government body than just bloggers or IT company representatives. The conference had two tracks and here’s a quick roundup of the talks I attended.

  • The conference started with Eva Pabst, a blind presenter from accessible media welcoming everybody and setting the scene.
  • Following was Robert Lender talking about the idea of bringing accessibility and youth work together and doing an admirable job in presenting the plea for collaboration. My hat is off to Robert (and he did the opposite by putting on the blue beanie after stating it’ll look silly) and I am helping him right now to create a youth oriented search engine using Yahoo BOSS.
  • After this I saw my colleague Artur Ortega giving an overview on how JavaScript solutions can increase the accessibility of web products if used correctly showing Yahoo Video, Finance (using a very clever currency converter) and other “real life” examples. Artur is a geek and hard-core well of knowledge when it comes to screen readers, great stuff.
  • Shadi Abou-Zahra of the W3C was next explaining all about WCAG2. This was a bit on the dry side, but there is not much you can do when talking about a massive topic like this and Shadi is great to ask all kind of detailed questions when you cornered him in the breaks. Good to have people telling how to convert from a WCAG1 based testing methodology to the more human WCAG2.
  • I then skipped two presentations to chat with people outside and discussing the idea of an Austrian Scripting Enabled with some of the people.
  • I got back on the tracks after lunch to see Martin Kliehm talk about WAI-ARIA and how to use it now. Despite the rather creepy factor that most of his slides featured my name or photo in one way or another Martin did a great job explaining the technical details of WAI-ARIA and showed his code solutions for it. One thing that is a bit of a shame is that him showing how complex it can get to write your own keyboard access solutions might have spooked the audience, so I made sure to explain that all the large widget libraries I know are working on ARIA implementations already, so you don’t have to be a Martin to use it.
  • Eric Eggert filled in for Tomas Caspers who couldn’t come because of company demands and was sadly missed talked about the seven deadly sins of accessible webdesign mapping the bible sins to bad examples of accessible solutions. These ranged from terrible solutions like contrast widgets that only changed the contrast of the widget itself up to 1000 character table summaries that didn’t explain what the table was about. Eric also segwayed nicely to my presentation by telling people off for discussing things for hours instead of just doing them.

The conference presentations ended with my own plea for better communication between the accessibility world and the web development world out there. The slides are available on slideshare (this is the English version, but there is also a German one. If you don’t want to sign up for slideshare to download the slides, get them from S3: German, English.

Here are the slides translated into English:

[slideshare id=778833&doc=atagenglish-1227392313529781-9&w=425]

I will write more about this topic soon and hopefully give some talk on it in the anglophone world, too :)

The organization of the conference was flawless and went without a hitch. The catering was marvelous and Vienna itself is a beautiful, easy to navigate town full of coffee houses and bakeries. Please London, take these on!

I have to thank the organizers, Eric Eggert, Accessible media and the dynamic duo of Markus and Martin Ladstaetter of Bizeps for a great conference. I was also very impressed with the live transcription to sign language and the professionalism this was done with (I had a good talking to before my talk to speak much slower and hope I pulled it off).

On a personal note one of my highlights was being able to have a long chat (with aid of the sign language translators) with several hard-of-hearing attendees (including the terribly inspiring Manfred Schuetz) which helped me to understand their concerns and give them some ideas how to get the need for proper captioning and transcription to sign language out there.

It was a good time and if you speak German and you care about accessibility, give A-Tag a go next time, it is well worth it.